Der Vagusnerv ist eine wichtige Verbindung zwischen dem Gehirn und den inneren Organen. Er kontrolliert Körperfunktionen wie Herzschlag und Verdauung, die nicht dem Willen unterliegen. Die Beobachtung, dass Druck auf den Nerven im Halsbereich manchmal epileptische Anfälle stoppen kann, hat zur Entwicklung von Geräten zur Vagusnervstimulation geführt. Diese Geräte geben in regelmäßigen Abständen elektrische Impulse ab, die über den Vagusnerven ans Gehirn weiter geleitet werden. Wie die Wirkung zustande kommt, ist unbekannt. Die Vagusnervstimulation hat sich jedoch bewährt. Neurophysiologen setzten sie seit den 90er Jahren ein, um epileptischen Anfällen vorzubeugen. Seit kurzem ist sie in den USA auch zur Behandlung von schweren Depressionen zugelassen. Bei beiden Anwendungen wird die Wirkung von Medikamenten unterstützt. Derzeit untersuchen Forscher weitere Anwendungsgebiete.
Die Implantation eines Gerätes zur Vagusnervstimulation erfordert einen kleinen chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose. Die Elektroden, die die elektrischen Impulse abgeben, werden im Halsbereich um die Nerven geschlungen. Sie sind mit einem Pulsgenerator verbunden, der im Brustbereich unter der Haut implantiert wird. Die Lebensdauer der Batterie beträgt bei Geräten der neuesten Generation etwa 8 Jahre. Der Pulsgenerator kann von außen über einen Computer programmiert und bei Beschwerden auch ausgeschaltet werden.
Die Risiken der Implantation sind gering, auch wenn jede Operation mit gewissen Risiken, etwa Infektionen verbunden ist. Die Vagusnervstimulation kann jedoch zu Beschwerden führen. Etwa die Hälfte der Patienten berichtet über eine leichte Heiserkeit. Auch andere Nebenwirkungen wie Husten, Kurzatmigkeit, Nackenschmerzen oder Schluckstörungen können auftreten. Nur sehr selten wünschen die Patienten, dass die Geräte ausgeschaltet werden. Im Gegenteil: Viele Patienten empfinden die Vagusstimulation als angenehm. In einigen Studien verbesserte sie Wachheit und Lebensqualität.