Pressekonferenz 2025 — Mit dem Kongress für Klinische Neurowissenschaften 2025 in Frankfurt feiert die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V. ihr 75-jähriges Bestehen. „Die DGKN hat maßgeblich dazu beigetragen, die Grenzen des Wissens über die Funktion von Gehirn und Nerven zu erweitern und neue moderne Therapien zu entwickeln“, betont Prof. Rémi, stellvertretender Klinik-direktor der Neurologie am LMU Klinikum Großhadern und zweiter Vorsitzender der DGKN. Die DGKN spielt als führende Fachgesellschaft heute eine zentrale Rolle für die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen und die Weiterentwicklung innovativer Forschungsmethoden und Therapien.
Vom deutschen Pioniergeist zur modernen Neurophysiologie
Die Geschichte der DGKN begann vor mehr als 100 Jahren mit einer bahnbrechenden deutschen Entwicklung: der Entdeckung des Elektroenzephalogramms (EEG) im Jahr 1924 in Jena. Hans Berger gelang es erstmals – die moderne Entwicklung der Verstärkertechnik nutzend – die elektrische Aktivität der Hirnrinde des Menschen am geschlossenen Schädel nachzuweisen und zu beobachten. Diese Entdeckung legte den Grundstein für ein späteres Treffen des deutschen Neurologen und klinischen Neurophysiologen Richard Jung mit weiteren EEG-Pionieren auf dem Internistenkongress in Wiesbaden, wo am 17. April 1950 die „Deutschen EEG-Gesellschaft“ gegründet wurde, aus der die heutige DGKN hervorging.
Die neue Heimat innovativer neurowissenschaftlicher Methoden
Im Laufe der Jahrzehnte übernahm die Fachgesellschaft eine führende Rolle im Bereich der klinischen Neurophysiologie und funktionellen Bildgebung. Das neurophysiologische Methodenspektrum erweiterte sich deutlich. Wichtige Meilensteine waren beispielsweise 1985 die Entwicklung der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) als nicht-invasives Verfahren zur Hirnstimulation durch Anthony Barker, welche diagnostisch, therapeutisch und neurowissenschaftlich neue Möglichkeiten eröffnete. Die Elektroneurographie (ENG) zur Messung der Leitgeschwindigkeit peripherer Nerven und die Elektromyographie (EMG) zur Messung elektrischer Aktivität in den Muskeln haben ebenfalls Einzug in die klinische Diagnostik gefunden. In den späten 80er und frühen 90er Jahren wurde es mittels bildgebender Verfahren wie Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) zum ersten Mal möglich, kognitive, affektive und motorische Prozesse sowie deren Störungen bei neurologischen und psychiatrischen Patientinnen und Patienten im Gehirn zu lokalisieren. Hierdurch hat sich das Feld der (humanen) Neurowissenschaften grundlegend verändert. Die DGKN wurde zur "Heimat" der neuen Forschung und benannte sich im Jahr 1996 um in „Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung – DGKN“.
Die DGKN heute: Innovation und Qualität für neurologische Patientinnen und Patienten
Seither hat die DGKN die Entwicklung und Integration modernster Technologien in die klinische Praxis vorangetrieben und damit die Weichen gestellt für innovative Diagnosemethoden und Therapien in der Neurologie – von den Anfängen des EEG bis zu den heutigen hochmodernen Technologien und Zukunftsfeldern wie Beeinflussung neuronaler Aktivität durch Hirnstimulation und Neuromodulation, Brain-Computer-Interfaces, Neuroprothetik oder Neuroimplantate. Die DGKN übernahm Verantwortung für die Qualitätssicherung und definierte die Standards aller neurophysiologischen Methoden. Sie fördert die neurophysiologische und neurowissenschaftliche Forschung, macht mit ihrer Fortbildungsakademie Fachleute aus Neurologie und Neurophysiologie mit den neuesten Technologien und Methoden vertraut, zertifiziert Ausbilder und Ausbildungsstätten, fördert junge Talente in Klinik und Forschung und ermöglicht Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen, ihr Wissen auszutauschen.
Blick in die Zukunft: Digitalisierung und personalisierte Neuromedizin
Heute befinden sich die DGKN und die klinische Neurophysiologie erneut in einer spannenden Entwicklungsphase: „Mit künstlicher Intelligenz und innovativen Technologien können Neurophysiologen hochkomplexe Daten auswerten. Fortschritte bei bildgebenden Verfahren wie die MRT erlauben detaillierte Einblicke in die Funktion von Gehirn und Nerven. Neue Erkenntnisse der Funktionsdiagnostik wie EEG oder TMS liefern genaue Aktivitätsmessungen des Gehirns, der peripheren Nerven und der Muskeln. Daraus ergeben sich vielversprechende Möglichkeiten für präzisere und individuellere Diagnosestellungen und Therapien“, sagt Prof. Schubert-Bast, Präsidentin und Kongresspräsidentin der DGKN 2024/25 sowie Leitende Oberärztin der Neuropädiatrie am Epilepsie-Zentrum der Universitätsmedizin Frankfurt. Auch der Grad an Interdisziplinarität steigt massiv. Mit 75 Jahren blickt die DGKN auf eine erfolgreiche Geschichte zurück und stellt sich den Herausforderungen der Zukunft.
Stimmen von Expertinnen und Experten zur Zukunft der Neurophysiologie
„Die neue Herausforderung wird sein, Fachleute angesichts der rasanten Weiterentwicklung über die neuesten Technologien und Forschungsmetoden auf dem Laufenden zu halten und den interdisziplinären Austausch zu fördern“ (Prof. Jan Rémi, stellvertretender Klinikdirektor der Neurologie am LMU Klinikum Großhadern und zweiter Vorsitzender der DGKN)
Die Klinische Neurophysiologie ist ein Zukunftsfach für die Diagnose und Therapie von Hirnerkrankungen. Die Kombination von Hirnstimulation mit Echtzeit-EEG-Analysen und Methoden des maschinellen Lernens wird individualisierte Therapien ermöglichen (Prof. Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Neurologie am Universitätsklinikum Tübingen).
„KI wird unser Verständnis des Gehirns auf eine neue Stufe heben. Adaptionsfähigkeit und Resilienz, Kompensation und (Wieder-)Erlernen ist meines Erachtens ein echtes Zukunftsthema, weil es eine entscheidende Rolle spielt beim gesunden Älterwerden. Wir müssen aber auch die ethischen Fragen diskutieren, wenn Möglichkeiten zur Selbstoptimierung nur bestimmten Bevölkerungsgruppen zugänglich sind.“ (Prof. Daniel Zeller, leitender Oberarzt der Neurologie am Universitätsklinikum Würzburg und Vorsitzender der DGKN-Fortbildungsakademie).
„Angesichts von KI und Big Data braucht die Neurophysiologie eine neue Herangehensweise. Große, öffentliche Datensätze, robustes Forschungsdatenmanagement, reproduzierbare Analysen und programmatische statt händischer Analysen sind entscheidend.“ (Prof. Simon Eickhoff, Leiter des Instituts für Systemische Neurowissenschaften der Universität Düsseldorf und Direktor des Instituts für Neurowissenschaften und Medizin am Forschungszentrum Jülich)
Künstliche Intelligenz wird die Neurophysiologie entscheidend beeinflussen. Die Zukunft liegt in der weiteren Personalisierung. Ich erwarte, dass wir nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren in die Therapie von neurologischen Patienten fest etablieren. (Prof. Christian Grefkes-Hermann, Direktor der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Frankfurt, Past-Präsident der DGKN)
Mensch-Maschine-Interfaces und Neuroenhancement werden eine wichtige Rolle spielen. Wir müssen jedoch die ethischen Herausforderungen, die Grenze zwischen Rehabilitation und unerwünschter Manipulierbarkeit und die Chancengleichheit berücksichtigen. (Dr. Carolin Weiß-Lucas, Oberärztin für Neurochirurgie der Uniklinik Köln, stellvertretende Leiterin der DGKN-Kommission Intraoperatives Monitoring)
Kontakt zur Pressestelle der DGKN
Sandra Wilcken, c/o albertZWEI media GmbH, Tel.: +49 (0) 89 461486-11, E-Mail:
Hinweis für die Presse
Der DGKN-Kongress für Klinische Neurowissenschaften findet vom 12. bis 15. März 2025 in Frankfurt statt. Alle Informationen zum Programm und zur Registrierung gibt es auf www.kongress-dgkn.de. Journalistinnen und Journalisten können sich über das Kongressportal kostenlos für den DGKN-Kongress registrieren. Informationen zur Online-Pressekonferenz anlässlich des DGKN-Kongresses finden Sie hier: www.dgkn.de/dgkn/presse.
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Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V. vertritt die Interessen von Medizinerinnen und Medizinern sowie Forschenden, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Die wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit über 4.400 Mitgliedern fördert die Erforschung von Gehirn und Nerven, sichert die Qualität von Diagnostik und Therapie neurologischer Krankheiten und treibt Innovationen auf diesem Gebiet voran. Sie ist aus der 1950 gegründeten „Deutschen EEG-Gesellschaft“ hervorgegangen. www.dgkn.de